Wegen des erwarteten Andrangs interessierter Trainer Bürger, wurde die Dezember Sitzung des Gemeinderates vom Ratssaal im Zehentstadl in den größeren Fürst-Bischof-Eckher-Saal verlegt. Es waren dann auch tatsächlich sämtliche, der über vierzig Stühle, besetzt. Alle fieberten der Entscheidung entgegen, wie und ob für das Bräustüberl mit Gästezimmern, angrenzendem Foyer und Saal entschieden werden würde. Bevor es zur Beschlussfassung kam, vergingen noch eineinhalb Stunden mit Plädoyers und Statements der Räte.
Den Anfang machte Georg Niesl als Sprecher der UL Train. Er erinnerte an die zweihundert-jährige Tradition des Bräustüberls. Seit Aufgabe der Gastronomie vor Jahrzehnten, ist es dem Verfall preisgegeben. Der vor zwanzig Jahren gegründete Arbeitskreis Dorferneuerung, hatte von Anfang an das Ziel, die Dorfmitte wieder zu beleben. Inzwischen ist das Gebäude nur noch ein Schandfleck, darum besteht dringender Handlungsbedarf.
Dass das gesamte Areal Schlossplatz im Gemeindebesitz ist, erleichtert die Sache. So kam der Bau des Zehentstadls zustande, mehrheitlich hatte damals die CSU/freie Wähler-Fraktion im Gremium das Sagen. Seit 2014 wird an weiteren Planungen, gearbeitet. Zu jeder Zeit war die Fraktion der CSU/FW mehrheitlich in der Überzahl und hatte somit das Sagen. Für das Bräustüberl wurde 2016 von Gemeinderat und Dorferneuerung ein einstimmiger Beschluss gefasst. Dieser sah eine Gastronomie mit Festsaal und Übernachtungsmöglichkeiten vor. 2018 erfolgte dafür die Beauftragung eines Planungsbüros.
In 2019 wurden die ersten drei Planungsphasen vergeben. 2021 erhielt die Gemeinde vom Amt für Ländliche Entwicklung die Zusage für 600.000 Euro an Fördermitteln. Voraussetzung für das Geld war, dass ein Saal dem Bräustüberl angegliedert wird.
Ein alter Plan, der vor dem Bau des Zehentstadls entstanden war, wurde inzwischen als untauglich verworfen. Hierbei hätte ein Festsaal an den Zehentstadl angebaut werden sollen. Eine sich rentierende gastronomische Nutzung ist heute damit nicht mehr vorstellbar. Die Zeiten haben sich geändert. Ende 2022 wurden die Entwürfe der beauftragten ACR Architekten vorgestellt. Im Vordergrund stand dabei, die vielseitige Nutzungsmöglichkeit und die Wirtschaftlichkeit. Um einen vernünftigen Pächter zu finden müssen die Voraussetzungen stimmen.
Deshalb wurde die wohl teuerste, aber dafür aussichtsreiche, Variante mit Gasthaus, Hotelzimmern, und angebautem Festsaal von der Fraktion der UL Train favorisiert. Diese wäre städtebaulich hervorragend passend zum Wasserschloss und dem Zehentstadl. Die dafür geschätzten 6.857.000 Euro plus Kosten für Innenausstattung und Außenanlage sind ein stolzer Betrag. Eine Entscheidung für eine Investition in dieser Höhe erfordert Mut und Weitsicht.
Bereits in den letzten Jahren wurden mehrere Projekte der Gemeinde im Millionenbereich, problemlos und ohne Schulden zu machen, gestemmt. Auch mit dem geplanten Großprojekt, dessen Finanzierung über mehrere Jahre verteilt laufen würde, hätte Train noch die Mittel, laufende Aufgaben zu stemmen. Deshalb gibt es für die UL Train nur zwei Optionen: die Planungen weiterzuverfolgen oder die Geschichte des Bräustüberls enden zu lassen.
Armin Stiegler (2. Bürgermeister, CSU) ist die Planung zu groß und zu teuer. Kurz Ziegler (CSU) verweist auf übliche, nicht kalkulierbare Kostensteigerungen. Tobias Aschenbrenner moniert eine fehlende Kostenschätzung. Die Planung ist nicht mutig sondern naiv. Josef Limmer (3. Bürgermeister, CSU) ist gegen Hotelzimmer. Thomas Ecker (CSU) gefällt der Standort nicht. Stephan Schmidt und Tanja Dirscherl (UL Train) betrachten das Konzept als stimmig.
Aktuell geht es nicht um Details, sondern darum, ob die Planungen für die Erneuerung der Dorfmitte/Bräustüberl generell weiterverfolgt werden sollen oder nicht. Alles ist noch verhandelbar. Auch Bürgermeister Gerhard Zeitler betont, dass er den geplanten Saal für zu groß hält und man bestimmt auch mit einer kleineren Gastronomie erfolgreich sein kann.
Dass es bei der folgenden Abstimmung nur um eine Grundsatzentscheidung geht, ist den Fraktionsmitgliedern der CSU/Freie Wähler nicht vermittelbar. Die Abstimmung endet mit sechs Dafür-Stimmen (UL) und siebenmal dagegen (CSU/FW). Damit ist der Beschluss abgelehnt. Die Planungen werden eingestellt. Die jahrelange Vorarbeit war vergebens.
Für Bürgermeister Zeitler ist die Ablehnung ein Rückschritt und eine vertane Chance für die Gemeinde, bei der Zuschüsse verschenkt werden und bereits getätigte Planungskosten vergebens